Verantwortung leben – mein Bruder Harald Stoess
„Von Harald ging eine freundliche aufgeschlossene Ruhe aus; er war charakterlich klar und zuverlässig. Vieles in seinem Wesen erinnerte an den Großvater Heinrich Stoess, der lebensfroh, sportlich und sehr naturverbunden war.
Haralds Berufswünsche lagen zunächst nicht auf dem vorgezeichneten Weg des Erben eines großen Unternehmens.
Seine Kindheit war geprägt von der „Fabrik“, der „Gelatine“, den Erlebnissen der Produktion und den dort arbeitenden Menschen. Viele waren wie väterliche Freunde und wurden Vorbilder, andere waren einfach lustige Kumpels.
Damals wurden große Teile der Einrichtungen in eigenen Werkstätten hergestellt. Das zu beobachten war aufregend und spannend. Aus dieser Kindheit entstand eine starke Bindung an den Betrieb der Familie.
Im Laufe der Jahre wuchs daher in ihm immer mehr die Vorstellung, dass er einmal die Verantwortung für dieses Unternehmen tragen werde. Man spürte es, wenn man seine Entwicklung im Internat Salem verfolgte, wie er lernte, was Verantwortung heißt.“
„Vater und Großvater gaben ihm beide das Beispiel eines jeweils verschiedenen Unternehmertyps: der Großvater, der mutige Unternehmer, auf einem risikoreichen neuen Gebiet, der Vater, der Bewahrer, der auf diesen festen Grundstein aufbauen und das Werk als internationales Unternehmen sichern konnte.
Die Gedanken an die Pflicht in der Nachfolge – für Werk und Familie – hatten Harald selbst in den Schrecken des Russlandfeldzuges nicht losgelassen, wie seine Briefe an den Vater zeigen.
Harald ist am 24. Juli 1942 als Gefreiter im Straßenkampf in Rostow am Don schwer verwundet worden und am 25. Juli 1942 gestorben.“
* 21. November 1921
1940 Kriegsabitur
in der „Schule Salem“
+ 25. Juli 1942